
Heizölpreise vom Jahrestief abgeprallt – Heizungsgesetz bekommt Leitplanken
14.06.23 • 12:58 Uhr • HeizOel24 News • Oliver Klapschus
Die Heizölpreise in Deutschland konnten das Jahrestief nicht knacken, sind von diesem abgeprallt und haben die Verluste des Vortages mehr als ausgeglichen. Nach 86,5 Cent je Liter Heizöl im gestrigen Tagesverlauf ist der deutschlandweite Durchschnittspreis am Mittwochmorgen, knapp drei Cent höher, bei 89,50 anzutreffen. Auch in der Schweiz drehte der Markt gestern ins Plus. Nur in Österreich setzt sich auch heute der ruhige Seitwärtstrend fort. Die Inflation in den USA fällt stärker als erwartet und Zinssenkungen in China stützen die Ölpreise am Weltmarkt. In Deutschland überrascht die Ampel-Koalition mit konstruktiven Vorschlägen zum Heizungs-Hick-Hack.
Die Rohöl- und Ölproduktpreise entwickeln sich seit gestern Vormittag stark nach oben. Die Nordseesorte Brent und die US-amerikanische Sorte WTI werden derzeit mit 75 bzw. 70 Dollar pro Fass gehandelt. Der ICE Gasoil legt mit aktuell 700 Dollar pro Tonne ebenfalls eine Punktlandung hinsichtlich der psychologisch wichtigen Marke hin. Der Euro stagniert im Bereich von 1,08 Dollar und schafft damit keine zusätzliche Entlastung über den Wechselkursmechanismus. Es ist damit wahrscheinlich, dass die Heizölpreise im Tagesverlauf fest bleiben.
Die Ölpreise bekamen gestern durch die überraschende Zinssenkung der chinesischen Zentralbank und die im Mai weniger stark als erwartet gestiegene Inflation in den USA Aufwind. Letzte macht es deutlich wahrscheinlicher, dass die US-amerikanische Zentralbank (Fed) heute keine Zinsanhebungen beschließt, was der US-amerikanischen Wirtschaft etwas Auftrieb bringen könnte. Zusätzlich haben die USA bekanntgegeben, dieses Jahr 12 Mio. Barrel Rohöl für seine strategischen Reserven zurückkaufen zu wollen. Gestern war nur der Rückkauf von sechs Millionen Barrel sicher. Die neuesten Monatsberichte von OPEC und internationaler Energieagentur IEA stützen die Ölpreise ebenfalls.
In Indien sorgt unterdessen ein Wirbelsturm für preistreibende Impulse. Der weltweit größte Raffineriekomplex, welcher ca. 700.000 B/T an Rohöl verarbeiten kann, ist gezwungen, die Produktion vorübergehend einzustellen. Die Raffinerie ist einer der wichtigsten indischen Anbieter für Diesel auf dem Weltmarkt und seitdem Europa seine Abhängigkeit von russischen Ölprodukten zu verringern versucht, sind Ölproduktimporte aus Asien eine beliebte Alternative geworden. Wie lang die Produktion beeinträchtigt bleibt, ist noch nicht abzusehen, Risikoaufschläge für einen längeren Ausfall werden vom Ölmarkt allerdings bereits eingepreist.
Die Heizölpreise in der DACH-Region verbleiben langfristig gesehen in unmittelbarer Nähe der errichten Tiefstände. Vielerorts bleiben die Einkaufskonditionen die Besten der letzten eineinhalb Jahre. Kurzfristig geht es allerdings überraschen steil aufwärts. Während Österreich wie gehabt, die globalen Schwankungen ignoriert, stiegen die Preise in Deutschland und der Schweiz im Vergleich zum gestrigen Tagestief sprunghaft an. Kunden müssen in der Spitze mit Aufschlägen von bis zu drei Cent bzw. Rappen je Liter rechnen. Die Anzahl der Bestellungen nahm wie in den letzten Monaten üblich mit den steigenden Preisen im Tagesverlauf stark zu. Tendenziell spekulieren Heizölinteressenten aktuell auf neue Tiefstände und kaufen dann, wenn sich die Preise wider Erwarten nach oben bewegen.
Aus Berlin gab es gestern Neuigkeiten zum Gebäudeenergiegesetz (GEG). Nachdem die Ampel-Koalition zu Wochenbeginn zunächst die Fernwärme als Ausweg dem habeck´schen Wärmepumpendesaster für sich entdeckt hatte, schaltete sich gestern Kanzler Scholz persönlich ein. Um den höchstumstrittenen Gesetzentwurf aus dem grünen Wirtschaftsministerium doch noch vor der Sommerpause auf die Tagesordnung im Bundestag zu hieven, gab es am Dienstagnachmittag die nächste Krisensitzung. Mit Erfolg: In einem zweiseitigen Papier bekommt der der GEG-Entwurf sogenannten Leitplanken und soll damit am Donnerstag zur ersten Lesung ins Parlament eingebracht werden. Konkret soll es vier Jahre mehr Zeit geben, um das umstrittene GEG mit einer deutschlandweiten kommunalen Wärmeplanung in Einklang zu bringen, die bis spätestens 2028 angestrebt wird. Bis dahin, so heißt es „gelten beim Heizungstausch die Regelungen des GEG noch nicht“. Gasheizungen dürfen weiter eingebaut werden, wenn diese auf Wasserstoff umrüstbar sind. Ölheizungen sind im Papier nicht namentlich erwähnt, sodass hier auch nicht mehr von einem voreiligen Verbot Anfang 2024 auszugehen ist. Die bisherige Gesetzeslage, die noch von der Merkel-Regierung beschlossen wurde, besagt nur, dass Ölheizungen beim Einbau ab 2026 anteilig erneuerbare Energien nutzen müssen. Großer Gewinner des Leitplanken-Papiers sind Holzpellets. Im Zuge der von der FDP angemahnten Technologieoffenheit heißt es nun „Heizungen, die mit Holz und Pellets betrieben werden, erfüllen die 65 %-Vorgabe ausnahmslos“. D.h. mit dem Einbau einer Pellets-Heizung ist die im GEG geforderte Bio-Quote ohne Weiters erfüllt. Gerade im ländlichen Raum, wo keine leitungsgebundene Energieversorgung realisierbar ist, bietet die moderne Biomasseheizung damit eine echte langfristige Alternative zur Wärmepumpe.
Aufgrund der schnellen Wendungen sollten Verbraucher zunächst abwarten, wie die Gesetzeslage am Ende tatsächlich aussieht. Aktuell scheint es, als sei die hektische Suche nach einem der raren Fachhandwerker, der noch bis zum Jahresende eine neue Ölheizungen einbauen kann, obsolet. -ok-
HeizOel24-Tipp: Wer die Heizölpreise genau im Blick behalten möchte, sollte den Intraday-Chart für Heizöl nutzen. Auf der Seite Heizölpreise finden Sie dieses im Chart Heizöl Durchschnittspreis und wählen dann die Option „heute“. Hier erkennen Sie frühzeitig, wie sich der Preis verhält und können direkt reagieren HeizOel24 14.06.2023
Börsendaten | Mittwoch 14.06.2023 12:58 Uhr | Schluss Vortag 13.06.2023 | Veränderung zum Vortag |
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Rohöl Brent Crude | 75,45
$
pro Barrel | 74,18
$
pro Barrel | +1,71% |
Gasöl | 704,50
$
pro Tonne | 698,75
$
pro Tonne | +0,82% |
Euro/Dollar | 1,0807
$
| 1,0789
$
| +0,17% (konstant) |
USD/CHF | 0,9027
CHF
| 0,9049
CHF
| -0,24% (etwas schwächer) |
Heizölpreis | Mittwoch 14.06.2023 12:58 Uhr | Schluss Vortag 13.06.2023 | Veränderung zum Vortag |
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Deutschland | 89,54 € | 87,88 € | +1,89% |
Österreich | 110,67 € | 110,57 € | +0,09% |
Schweiz | 105,64 CHF | 105,58 CHF | +0,06% |
Ø 100l Preis bei 3.000l |
4-Wochen Prognose | |||
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Rohöl | konstant | ||
Heizöl | konstant | ||
alle Angaben ohne Gewähr |